Mario schießt fast 15 Meter über mir Fotos. Er ruft: „Kannst du den Sprung noch einmal wiederholen? Zur Sicherheit.“ Zurück ans Ufer. Kurz schütteln und wieder ins Tiroler Meer. Wieder ein paar kräftige Kraulzüge. Nach 15 Minuten ist die erste Runde des Shootings vorüber.
Wir ziehen weiter und schlendern am Seeufer entlang. Im kleinen Kiosk brennt Licht, ein junger Mann steht in der Tür. Er grüßt freundlich. „Bekommen wir bei dir einen Kaffee?“, frage ich. „Eigentlich öffne ich erst um acht Uhr. Was wollt’s ihr denn?“ „Zwei Cappuccinos wären fein!“ „Geht klar.“ Inzwischen ist auch die Sonne da. Sie wärmt unsere kalten Nasen. Der Kaffee tut gut.
Eine gute halbe Stunde finden Mario und ich unseren nächsten Spot. Eine kleine Bucht. Die Gais-Alm ist nicht weit entfernt. Der Achensee schimmert in allen erdenklichen Blau- und Grüntönen. Karibik-Feeling mit Bergkulisse. Wind kommt auf. Kleine Wellen rollen an den weißen Kiesstrand, nackte Baumstämme und Äste liegen am Ufer. Linkerhand ragt eine kleine Felswand aus dem Wasser. Leichte Kletterei.
Sprung ins kalte Wasser
Ich kraxele ein paar Meter und finde einen Vorsprung. Von hier aus könnte ich springen. „Ist das Wasser dort tief genug?“, erkundigt sich Mario fürsorglich. „Ist es… .“ Der Fotograf nestelt ein bisschen an seiner Kamera herum, sucht seine beste Position. Währenddessen entkleide ich mich und klettere in Badehose zum Sprung ins kalte Glück.
Etwa drei Meter stehe ich über dem See. „Wann habe ich das letzte Mal einen Kopfsprung vom Dreimeter-Brett gemacht?“, frage ich mich. Das muss Jahre her sein. Egal. Drei, zwei, eins – Platsch. Geht doch. Gut sogar. „Nochmal? „, rufe ich Mario zu, der am Ufer liegt und seinen Daumen hebt. Ich schwimme an den Felsen, krabbele wieder hinauf und springe ins kalt-klare Wasser…
Jetzt mit etwas mehr Körperspannung. Ich tauche ein paar Sekunden und drehe mich wie eine Schraube an die Oberfläche. Dann schwimme ich in die inzwischen etwas größeren Wellen. Auf und ab. Kreuz und quer. Der Wind ist kräftiger geworden. Von Norden her ziehen dichte dunkle Wolken auf. So hat es der Wetterdienst angekündigt. Noch scheint die Sonne. Nach weiteren 15 Minuten schwimme ich wieder ans Ufer und trockne mich ab.