Nach dem Abitur, das Tina Deeken am Copernikus-Gymnasium in ihrer Geburtsstadt Löningen macht, zieht sie nach Hannover. Sie beginnt ein Studium zur Sonderschulpädagogin. Mit Freude, einer gehörigen Portion Willen, Disziplin und Gehhilfen. Die hat die Paraschwimmerin immer dabei.
Genauso wie ihre Hightech-Orthese. Sie helfen, den manchmal beschwerlichen Alltag leichter zu bewältigen. „Im Nachhinein kann ich sagen, dass diese Zeit mir neue Chancen aufgezeigt hat“, erzählt Tina. Sie nippt an ihrer Tasse Kaffee und ergänzt: „Damals aber fühlte sich das erstmal ganz anders an.“ Dennoch fasst sie – unterstützt durch Familie und Freunde – neuen Mut.
Da geht noch was. Im Wasser und beim Triathlon. Mit Handbike und Rennrollstuhl statt Rad und Laufschuhen. Die Lähmung hat ihr Leben verändert, aber nicht zerstört. Zuhause sitzen, Trübsal blasen und Däumchen drehen? Keine ernsthafte Option für die umtriebige Frau.
Einstieg in ein Stück Normalität
Die Sportlerin lacht, als sie sich an ihren ersten Volkslauf vor etlichen Jahren erinnert. Sie ruft den Veranstalter an und fragt, ob sie mit ihrem Rollstuhl teilnehmen dürfe. Sie kann und startet durch. Allerdings mit einem mulmigen Gefühl an der Startlinie. Sie will keinem Teilnehmer im Wege stehen. Tina Deeken fühlt sich als Exotin. „Parasportler waren seinerzeit die absolute Ausnahme.“ Trotz aller Bedenken rollt es. Richtig gut sogar. Der Einstieg in ein Stück Normalität war gemacht.
Heute sind Sportlerinnen und Sportler mit Beeinträchtigungen viel stärker bei Wettkämpfen vertreten. Inzwischen gibt es eigene Wertungen und Startklassen. In diesen Tagen etwa finden die Paralympics in Paris statt. Mehr als 4.400 Athletinnen und Athleten sind am Start. In 22 Sportarten kämpfen sie um Gold, Silber, Bronze und persönliche Bestleitungen. „Es hat sich wirklich viel getan“, findet Tina Deeken. „Aber am Ziel sind wir sicher noch nicht.“ Es bleibt viel zu tun. Vielleicht auch Freiwasserschwimmen ins paralympische Programm zu hieven.