Die Musik des Meeres

Die Musik des Meeres

 3. November 2019

Zum Strand ist es noch ein Stücken. Aber das wird. Immer schön kühlen Kopf bewahren

Statt meinem normalen 2er/3er-Rhythmus beim Kraulen, atme ich nur noch nach jedem vierten bzw. fünften Zug. Das beruhigt die Bewegung in der ohnehin schon etwas unruhigen See. Und es schult die Atmung, vergrößert die Atemkapazität. Zudem muss ich zählen. „1,2,3,4,5… atmen.“ Und ich denke nach. Über das Erlebte, die Begegnungen, die Reisen. Filme flimmern vor dem innere Auge: Wie ich meinen ersten Radiochef Ralph Kloß in El Cotillo nach 25 Jahren wieder getroffen habe, wie ich auf der Rückfahrt einen Sonnuntergang vom Feinsten erlebte… usw. und so fort.

So vergeht die Zeit zwar nicht wie im Fluge, aber deutlich schneller. Ich nähere mich dem Kliff meiner Startbucht. Nur noch wenige hundert Meter. Dann steige ich wieder aus dem Meer. Ich schaue auf meine Uhr. Der Rückweg hat deutlich länger gedauert. Etwa 35 Minuten. Was so ein dritter Satz „Gegen die Strömung, gegen den Wind“ so alles bewirkt.

Zurück am Strand… wohlbehalten

Ab jetzt ist alles nur noch Ausschwimmen. Ein bisschen Beine, ein paar Streckübungen, etwas Rücken, Arme lockern, Beine aus-schütteln. Der 4. Satz trägt den Titel „Zurück am Strand“. Ich höre schon das Gurgeln, wie die Wellen auf den Sand zurollen, sich brechen, die Kieselsteine unter sich über den Grund schleifen. Dann rasselt es wieder leise, oder ist es ein breites Grummeln? Der 4. Satz – Largo! Im Sand wartet schon Eduardo in seinem roten T-Shirt. Er steht mit verschränkten Armen am Ufer und lächelt.

Lebensretter, Tennistrainer, Surflehrer, Lebenskünstler

„Hat’s Spaß gemacht?“ „Si claro.“ „Warst ja auch lange unterwegs.“ „Stimmt.“ Wird es dir da nicht langweilig?“ „Nie.“ „Und warum nicht?“, will der Rettungsschwimmer wissen. Ich überlege kurz und grinse ein wenig: „Ich höre Musik. Das Meer komponiert die schönsten Sinfonien. Werke wie Kraft und das große Rauschen, zum Beispiel.“ Eduardo fährt sich durch seine zerzausten blonden Haare und kratzt sich am Kopf. „Kenne ich. Ich höre die jeden Tag.“ „Du Glücklicher.“ Eigentlich müsste Eduardo Felix heißen.

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