Die Wege sind mit weißer und roter Farbe markiert. Gut so: Denn Nebelschwaden wabern aus den tiefergelegenen Regionen über die Steige. Grau in Hellgrau, begrenzte Sicht. Immer wieder müssen wir uns bücken und über die in den Felsen gesprengten und geschlagenen Steige laufen. Dann wird es steiler. Einhängen, klettern. Nach oben greifen, von unten stemmen, nächsten Tritt finden… höher hinaus.
Uns begegnen nur wenige andere Menschen. „Nachher wird hier deutlich mehr los sein“, verspricht Christof. Er war hier auf dem „Via ferrata De Luca Innerkofler“ (so heißt die Route offiziell) schon öfter. Auch der Name des Steigs erinnert an die Kriegsgeschehnisse von 1915 bis 18. Es handelt sich freilich um Legenden. Sollten sie sich aber so oder ähnlich abgespielt haben, wären sie es wert, verfilmt zu werden.
„Sepp Innerkofler war ein österreichischer Bergführer und Wirt der Drei-Zinnen-Hütte. Im ersten Weltkrieg stand er im Dienst der kaiserlichen Truppen. Am 4. Juli 1915 starb der damals 50-jährige Mann eben an jenem Paternkofel. Möglicherweise, weil der italienische Alpino Piero de Luca den österreichischen ‚Feind‘ nach eigener Aussage mit einem Stein erschlagen haben will. Tragik des Schicksals: Innerkofler hatte de Luca erst kurz zuvor bei einer Kletteraktion aus der Großen Zinne gerettet, weil ihn die italienischen Einheiten darum gebeten hatten. Eine andere Variante erzählt von einem Sperrfeuer der KuK-Truppen, bei dem der Österreicher Innerkofler gestorben sein soll. De Luca hat seinen Retter von der Großen Zinne demnach geborgen und am Paternkofel beigesetzt.“
Was den Tatsachen entspricht? Jede Seite hat ihre eigenen Wahrheiten.