Wer in das Große Walsertal möchte, muss ins österreichische Bundesland Vorarlberg reisen. Über zum Teil sehr kurvenreiche Straßen. Bodensee und Bregenzer Wald sind nah, ebenso die Lechtaler Alpen. Doch vom Massentourismus wie in Lech am Arlberg ist der Landstrich mit seinen steilen Flanken bislang weitgehend verschont geblieben.
Über 25 Kilometer erstreckt sich das Kerbtal, das die Einheimischen auch als „Tobel mit vielen Tobeln“ bezeichnen. Das Große Walsertal ist das einzige Bergsteigerdorf im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Sechs eigenständige Gemeinden zählen dazu. Alle mit BürgermeisterInnen, Schule, Verwaltung, Kirche, Nahversorger, Kindergarten und Bibliothek. Wie funktioniert das in Zeiten, in denen ständig an der Spraschraube gedreht wird?
Ein Großes Glück
Die Extremkletterin Barbara Zangerl versucht im Podcast „Wo weniger mehr ist“ dem auf die Spur zu kommen. Und sie wird fündig. Bei den Menschen, die eng mit der Geschichte der Walser verbunden ist. Sie besiedelten die Region vor etlichen hundert Jahren beginnt. Die Walser stammen ursprünglich aus dem Wallis.
Heute kaum mehr vorstellbar: Im Mittelalter galt der schweizerische Kanton als bettelarm. Viele Menschen wanderten ab. Einige von ihnen ins heutige Große Walsertal, wo sie mit offenen Armen empfangen wurden. „Im Prinzip waren es Wirtschaftsflüchtlinge“, sagt David Ganahl. Er ist Redakteur des Magazins Walser Heimat. Das Gebiet stellte die Zuwanderer vor extreme Herausforderungen: Steile Hänge, schwere Erreichbarkeit, harte und schneereiche Winter mit besonderer Lawinengefahr. Man denke nur an das große Unglück im Jahr 1954 in Blons mit zahlreichen Toten. Trotz aller Naturgewalten: „Im Großen Walsertal zu leben ist ein großes Glück“, wie Einheimische und Besucher betonen.