
Theo ist ein bisschen aufgeregt. Obwohl der Siebenjährige sehr gut weiß, was ansteht. Er freut sich. Seit einigen Tagen herrscht bei seinen Eltern Gerti Brugger und Jan Raneburger Betriebsamkeit. An viele Dinge müssen sie derzeit denken. Was packen wir ein, was muss unbedingt mit auf die Frosnitzalm? Auch die beiden Jüngsten der Familie spüren, dass diese Tage anders sind. Paula (2) und Josef (3) turnen herum, hüpfen barfuß durch den Garten in Matrei. In jener Marktgemeinde in Osttirol, wo ringsherum so hohe und aussichtsreiche Gipfel stehen. Matrei ist das Eingangstor zum Nationalpark Hohe Tauern.
„Zwischen BergsteigerSein und SauWohl“

Gerti und ihr Mann Jan betreiben in dem 5.000-Seelenort den Kesslerstadel. Das alte Anwesen (16. Jahrhundert) befindet sich gleich neben der großen Kirche St. Alban. Früher ein Bauernhof, samt angeschlossenem Gasthaus, ist der Stadel heute eine moderne Stätte der Begegnung, des gemeinschaftlichen Arbeitens und der Erholung. Auf Neudeutsch heißt das Coworkation-Platz. Also eine Mischung aus Arbeit und Urlaub. Schon Ende der 1980er Jahre richtet der Österreichische Alpenverein in dem Gebäude einen Veranstaltungsraum ein. Für Tagungen, Fortbildungen und Vorträge. „2018 haben wir die erste Ferienwohnung im Obergeschoss eröffnet“, erzählt Gertraud „Gerti“ Brugger ein bisschen stolz. Mit Liebe zum Detail und zur Bergheimat. Kein Wunder, dass das chic eingerichtete Apartment für maximal sieben Personen „BergsteigerSein“ heißt. 2020 kommt die zweite Ferienwohnung „SauWohl“ dazu. Inklusive Internet, moderner Küche und heimeligem Ambiente.
Doch in den nächsten drei Monaten rückt der Kesslerstadel für Gerti und Jan ein bisschen in den Hintergrund. Für die junge fünfköpfige Familie geht es wieder auf die Alm. Das dritte Jahr schon. Hinauf in das stille Frosnitztal. Auf 2.100m über dem Meer steht ihr Zuhause auf Zeit.

Ringsherum weiden etwa 100 Rinder, etliche Schafe, Ziegen und drei Pferde. Auf einer kleinen Felsnase steht die Hütte mit Blick auf den rauschenden Frosnitzbach und die Zacken und Zinnen der umliegenden Gipfel. Zwei Zimmer, eine Toilette und eine Speisekammer. Daneben befinden sich noch die zwei ehemaligen Hirtenhütten. Eine sehr kleine (heute ein Schuppen für allerlei Gerät) und eine kleine mit einer weiteren Schlafmöglichkeit. „Das ist unsere Gästesuite für Freunde“, lacht Jan Raneburger. Besonders oft aber kommt kein Besuch.
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