Wenig später sind Gerti und Theo draußen. Sie stapfen den steilen Grashang hinauf. Dichte Wolken verhängen den Himmel, der Wind pfeift leise. Deutlich lauter ist das Murmeltier, das seine Familie vor den zweibeinigen Eindringlingen warnt und in sein unterirdisches Höhlensystem abzischt. Die Wiese schmatzt, hier und da gurgeln Rinnsale zu Tal. Die Slawen haben das Gebiet wohl als erste Menschen besiedelt. Frosnitz bedeutet soviel wie „schlammige Gegend“. Das hat die Leute aber nicht abgehalten, im Matsch nach Bodenschätzen zu graben. Die steinerne Ruine des Knappenhauses auf gut 2.500m legt darüber Zeugnis ab.
Als Mutter und Sohn hier oben ankommen, atmen sie erst einmal durch. Es beginnt leicht zu tröpfeln. Gerti, die früher Eventmanagerin war, schaut in den grau-blauen Himmel. „Warum haben Menschen sich das angetan?“, fragt sie. „Warum diese Schinderei auf zweieinhalb Tausend Metern, bei Wind und Wetter. Warum ausgerechnet hier nach Erz graben und ein mehr als entbehrungsreiches Dasein fristen?“ Ist es die Hoffnung auf ein besseres Leben? Theo schüttelt den Kopf. Er weiß es nicht. Denn für ihn ist die steinerne Ruine und die Frosnitzalm der beste Abenteuerspielplatz der Welt. Für seine Mama, Papa Jan und seine Geschwister Josef und Paula ein Zuhause. Ein Zuhause auf Zeit. Aber ein wunderschönes.

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