Schon als Pimpf hat er mit dem Großvater Kühe gehütet. Der Opa war sein Lehrmeister. Offensichtlich ein erfolgreicher und guter. „Ohne das Almleben würde mir etwas fehlen“, schmunzelt Jan und streut Salz. Händeweise NaCl. Er lockt damit die Rosis, Resis und Roswitas an. Das Salz der Erde – Kühe und Schafe lieben und brauchen es, weil es in der freien Natur in dieser Form nur schwer zu bekommen ist. Außerdem hat die „Schleckerei“ noch einen Vorteil.
Gerti und ihr Mann bekommen die Tiere so gut wie immer zu sehen, können schauen, ob mit ihnen alles in Ordnung ist. Inzwischen kennen die Hirten ihre „Zöglinge“ bestens. Für Außenstehende mögen die Kühe vielleicht alle gleich aussehen, für Gerti, Jan, Theo, Joseph und die kleine Paula aber nicht. Sie wissen um die Unterschiede. „Die eine erkennen wir an den Hörern, den Ochsen an der Färbung, das Kälbchen am Schwanz und diese Kuh an den braunen Flecken um die Augen herum“, wissen die Almhalter. Sie stehen inzwischen an einem See. Im Westen leuchtet der Gletscher vom Großvenediger herüber. Gäbe es nicht diesen leichten Luftzug, wäre es hier oben ziemlich still.
„Da fühlen wir uns wohl“
Gerti und Jan
Das Familien-Quartett ist nass geschwitzt. Die Sonne brennt vom Himmel. Mittagszeit. Joseph und Paula klettern aus den abgestellten Kraxen, streifen Schuhe und überflüssige Kleidung ab und wackeln in das erfrischend kalte Wasser. Mama folgt und schwimmt. Papa Jan schaut sich alles von außen an. Gerti prustet vergnüglich und fordert ihren Mann liebevoll auf, auch in den Eissee zu kommen, in dem sich die umliegenden Gipfel spiegeln. „Kimm eini, isch herrlich.“ Jan schwenkt seinen Filzhut und winkt ab. Er beißt in eine Kaminwurz’n und ein Stück Brot, kaut genüsslich und flüstert: „Wasser ist net so meins, mei Wölt isch des hia oben. Da fühl‘ ich mi dahoam und guat.“