Für den Profibergsteiger Stefan Wierer ist der Besuch des Großarltals eine Art Premiere. Zumindest war der Zillertaler noch nie im Bergsteigerdorf Hüttschlag. Umso neugieriger ist der 58-Jährige. Früh mrogens vertritt er sich die Beine. Einmal rund ums Dorf. Es liegt auf der Sonnenseite des Tales. Die ersten Strahlen lugen über den Kamm der Hüttschlager Wand.
Eine mächtige Mauer aus Fels und Stein. Steil und „sicher eine sehr schwierige Kletterpartie“, schätzt Wierer. Er schaut durch sein Fernglas und inspiziert aus einiger Entfernung das Gelände. „Da sind Überhänge drin und sicher nur was für Könner.“ Sagt es und biegt in Richtung Hotel Almrösl ab. Hier wartet ein reichhaltiges Frühstück, das Juniorchef Markus Zraunig in Buffetform anbietet. Mit Produkten aus der Region. Wurst, Käse, Marmeladen, Honig, Brot und Obst.
Der Bergbau ist längst Geschichte
Es ist Anfang Oktober. Ein strahlender Sonnentag kündigt sich an. In aller Ruhe. Die lieben die Hüttschlager genauso wie die Gäste. Kein Schicki-Micki-Gedöns. Keine lauten Partys. Die wenigen Autos brummen leise über die Landesstraße 109 weiter unten direkt neben der Großarler Ache. Aber es war nicht immer so ruhig in dem Ort mit seinen knapp 900 Einwohnern.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gilt Hüttschlag als Standort der Montanindustrie. Rund 500 Jahre lang holen Bergleute Kupfer und Schwefel aus den Hohen Tauern. 1863 endet diese Zeit. Das Tal verarmt. Von einstmals 2.000 Einwohnern verlassen gut 1.500 Menschen die Region. Die Land- und Forstwirtschaft wird zur wichtigsten Einnahmequelle. „Später, sehr viel später erst kommt der Fremdenverkehr hinzu“, wie der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Großarltal Thomas Wirnsberger berichtet.