Ist Vent das Ende der Welt oder der Anfang? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, kommt es auf die Perspektive an, mit der man auf das Bergsteigerdorf im Ötztal schaut. Topographisch betrachtet befindet sich der 130-Seelenort auf knapp 1.900 Metern Seehöhe und am Schluss des Venter Tals. So gesehen, könnte man also eher von einem Ende als von einem Anfang sprechen.
Dreht sich die Betrachtungsweise um 180 Grad, dann stehen wir an einem Beginn, an dem die Welt offen steht. Vermutlich ist es nicht einmal vermessen zu behaupten, dass zumindest in Alpinisten-Kreisen der Name Vent einen mehr als klangvollen Namen hat. Denn auch historisch beginnt an diesem „Weideplatz“ (so eine etymologische Herleitung aus dem Althochdeutschen) ein wichtiges Kapitel des Bergsteigens.
Ein Visionär der modernen Dorfentwicklung
Kurz: Wenn ein Ort das Prädikat Bergsteigerdorf zu Recht tragen darf, dann sicher Vent. Der Ort ist umringt von zahlreichen Dreitausendern der Ötztaler Alpen. Die Auswahl an luftigen Hochtouren ist enorm. Wildspitze, Similaun, Weißkugel, Kreuzspitze oder Ramolkogel und viele mehr. Der Extremkletterer Thomas Huber kennt sie fast alle. Vor 40 Jahren war der Bayer zuletzt in Vent. Auch damals stieß der 57-Jährige auf das Vermächtnis eines Mannes, der ein modernes Bergführerwesen schuf und den Alpin-Tourismus maßgeblich prägte.
Die Rede ist vom Gletscherpfarrer Franz Senn. Jener Priester, der den deutschen Alpenverein mitbegründete und sich engagiert um die Menschen in dem abgelegenen Alpendorf kümmerte. „Franz Senn war schon im 19. Jahrhundert ein echter Visionär in Sachen Dorfentwicklung“, stellt Thomas Huber beim Rundgang für den Podcast der Bergsteigerdörfer „Wo weniger mehr ist“ fest.