Keine Sorge: Ein lebendiger Tyrannosaurus Rex wird hier niemandem begegnen. Auch andere urzeitliche Echsen wie der flinke Coelurosaurier nicht. Obwohl man im Bergsteigerdorf Mauthen tief in die Erdgeschichte eintauchen kann. In die Zeit, als weite Teile Europas eher dem brasilianischen Amazonas-Regenwald glichen und tropisches Klima herrschte.
Rund 250 Millionen Jahre ist das her. Von Menschen damals (noch) keine Spur. Dennoch vermittelt die Marktgemeinde Kötschach-Mauthen im Kärntner Gailtal einen mehr als plastischen Eindruck der gar nicht so grauen Urzeit. Der blinde Profibergsteiger Andy Holzer steht vor dem Gailtaler Dom in Kötschach. Dort beginnt der Geotrail. „Ein Wanderweg, der in die Entstehungsgeschichte der gesamten Region entführt“, erzählt Ingo Ortner. Der Projektkoordinator für das Bergsteigerdorf Mauthen schmunzelt, „obwohl wir hier auf geologisch sehr altem Terrain stehen, sind wir Mauthener alles andere als rückwärtsgewandt.“
Nie wieder Krieg
Dann nimmt er Andy Holzers Hand und lässt sie über den großen grau-braunen Felsblock fahren. „Das ist ja irre“, prustet der Alpinist aus Lienz begeistert in die Runde. „Ich spüre die Rinde, die Zwischenräume.“ Der Fels ist eines von vielen Exponaten auf dem Geotrail, der von Kötschach, über Mauthen bis zum Geopark Karnische Alpen ins nahgelegenen Dellach führt. Die Macherinnen und Macher haben begriffen, dass sich auch mit den (kultur)historischen Wurzeln, die bis in die Römerzeit reichen, kreative und moderne Ideen umsetzen lassen.
„Und dass wir nie wieder Krieg wollen“, erzählt die Leiterin des Antikriegs-Museums, Karin Schmid. Von 1915 bis 1918 war das Gebiet in den Karnischen Alpen Frontlinie. Wer den Karnischen Höhenweg geht, kann sich ein lebendiges Bild vom Irrsinn des Stellungskriegs machen. Der blinde Bergsteiger Andy Holzer tut das. Dazu braucht er kein Augenlicht. „Ich sehe mit Händen, Ohren, Nase und Gaumen.“ Der Osttiroler saugt alle Informationen auf wie ein Schwamm.