Finale, Fernsicht, Fantasie

Finale, Fernsicht, Fantasie

 30. Mai 2021

Wer stört?

Der Anstieg von Kalkstein aus bis zum Pfanntörl ist schweißtreibend. Vor allem, wenn wie heute die Sonne brennt und Bremsen das Gehen nicht immer angenehm machen. In steilen Kehren über Gras bewachsene Hänge geht es. Auf knapp 2.500m machen wir eine Rast, legen uns in die Wiese und schauen. Erst in die unmittelbare Nähe. Keine drei Meter entfernt spitzt ein Murmeltier aus seinem Bau. Es schnuppert, knabbert ein paar dürre Grashalme, pfeift einmal und verharrt an seinem Platz.

Tierbeobachtung auf 2.500 Metern über dem Meer. Hannes Offenbacher.

Wir auch und schauen dem „Marmota“ zu. Hannes Offenbacher sitzt entspannt in der Kräuterwiese. Die Knie angewinkelt, einen Grashalm im Mund schaut er in die Ferne. In die Villgrater Berge und in die Zukunft. Denn Offenbacher sagt von sich, er provoziere gerne ein wenig und „deshalb bin ich wohl ein Fiktionist.“ Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Unternehmensberater mit optimistischen Zukunftsbildern. Mithilfe des Netzwerks Schumbeta gehen Offenbacher und seine Mitstreiterin Nicole Arnitz seit nunmehr 14 Jahren der Frage nach, „wie es sein kann in der Zukunft, ohne dass die Welt gleich untergeht.“ Wir schultern wieder unsere Rucksäcke, steigen weitere knapp 60 Höhenmeter empor und öffnen quietschend das Gatterl am Pfanntörl. Die Berge Südtirols breiten sich aus. Italien. Grenzgebiet. Dass das hier oben vor gut 100 Jahren hart umkämpft war, ist bis heute sichtbar. Nur ein paar hundert Meter weiter stehen alte Bunkeranlagen aus dem ersten Weltkrieg. Durch sie pfeift der Wind. Von den dicken Wänden bröselt der Beton. Gespräche finden ihren Nachhall. Ein Ort der Zerstörung.

Zwar befinden wir uns derzeit nicht in einem Krieg, aber die Welt kämpft auch: Gegen das Corona-Virus, einen fast unsichtbaren Feind, durch den vieles neu gedacht werden sollte. Hannes Offenbacher spricht von einer globalen Störung, einer massiven Disruption. „Die Wirkungen der Pandemie sehen wir erst ganz langsam“, sagt er mit Blick auf die erzwungene Entschleunigung. „Irgendwie waren vor Corona alle am Limit. Für diese High-Speed-Gesellschaft war es quasi der erste globale Boxenstopp.“

Bewanderte Gedanken auf dem Herzassweg mit Hannes Offenbacher

Gleichzeitig mussten wir erleben, wie die Krise vieles beschleunigt hat. Homeoffice oder Homeschooling beispielsweise. Der analysierende Bergfex Offenbacher hält dagegen: „Wir reden seit Jahren über Digitalisierung und man merkt jetzt, dass große Teile etwa der Realwirtschaft schauen müssen, wie geht das überhaupt.“

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