Der Oberortlhof im Vinschgau ist ein besonderes Anwesen. Seit dem Mittelalter steht der Bauernhof oberhalb von Naturns und etwas unterhalb von Schloss Juval. Am Eingang zum Schnalstal. Aus heutiger Sicht vielleicht nicht ganz leicht nachzuvollziehen, warum sich die ersten Bewohner ausgerechnet hier angesiedelt haben.
Ein Leben mit tierischen Freunden
„Aber es gibt gute Gründe“, sagt Alpinist Simon Messner. Er ist der Besitzer des Oberortlhofes. Die Felswände ringsherum sind steil und bieten auf den ersten Blick nur wenig Platz für Gebäude, Weiden oder Felder. Doch der Schein trügt. Das überschaubare Raumangebot ist gar nicht so klein. Vor allem: Die Leute, die sich am Sonnenberg angesiedelt haben, wussten auch um die Vorteile. „Erstens bietet der Platz eine fantastische Aussicht auf das Val de Venosta. Zweitens kann man hier kontrollieren, wer über das Schnalstal ins nahgelegene Ötztal möchte. Und drittens: Die Flächen rund um den Ortlhof sind vergleichsweise sicher vor unliebsamen Naturereignissen wie Lawinen oder Muren“, mutmaßt Messner.
Wer den Kletterexperten und Jungbauern besucht, hört schon aus der Ferne Rosi und Heidi rufen. Die zwei Eseldamen gehören zu einer Schar von Tieren, die auf dem Hof (urkundlich erstmals im Jahr 1331 erwähnt) leben. Gemeinsam mit Simon Messner und seiner Frau Anna. Das junge Paar hat sich vor gut zwei Jahren dazu entschieden, den Bergbauernhof weiter zu führen. „Etwas unfreiwillig“, erzählt der passionierte Bergsteiger. „Mein Vater Reinhold hat mich gefragt, ob ich den Hof übernehmen will. Ansonsten würde er ihn verschenken. Da tut man sich nicht leicht, zu kneifen.“