Der Tauernbach bekommt die Schneeschmelze in diesen Tagen deutlich zu spüren. Selten führt die reißende Ache so viel Wasser. Der andauernde Regen sorgt für Nachschub. In der Prossegg-Klamm wird es eng für das viele Wasser. Tosend dröhnt der Bach, der sich hier längst zu einem donnernden Strom entwickelt hat. Wasserwalzen schäumen zu Tal.
Dicke Baumstämme tanzen wild auf den meterhohen Wogen und krachen an die Felsen, die sich scheinbar ungerührt der Flut entgegenstemmen. Stundenlang kann ich diesem Naturschauspiel dabei zuschauen. Obwohl es kein Spiel ist. Zu beeindruckend und einschüchternd, zu mächtig wirken Kraft und die Wucht. Aus meiner Sicht nicht beherrschbar. Wie schön!
Am Eingang wirkt die Schlucht fast lieblich. Der Tauernbach fließt zwar mit einigem Gefälle rasch unter der Brücke im Matreier Ortsteil Prossegg hindurch. Dass sich nur ein paar hundert Meter weiter eine wilde Wasserhölle auftut, kann ich hier bestenfalls nur erahnen. Mehr als 20 Jahre lang war dieser Weg gesperrt. Wegen der aktuten Gefahr von Felsstürzen und Steinschlag.
Ein langer Weg bis zur Wiedereröffnung
Nur Expert*innen und geländegängige Bergsteiger*innen wagten sich (trotz der Warnungen) in den Vorhof . Doch es gab nicht wenige Menschen in Matrei und Osttirol, die Wiederbelebungsversuche für das Naturjuwel anstrengten und dranblieben. Mit Unterstützung des österreichischen Alpenvereins und des Tourismusverbandes Osttirols.
Ende Mai wurde die Klamm, die Anfang des 20. Jahrhunderts erschlossen wurde, nach ihrer Generalüberholung wiedereröffnet. Die Arbeiten haben sich gelohnt. Gut zwei Kilometer ist der Steig lang. Je nach Gehgeschwindigkeit braucht man zwischen einer dreiviertel und einer guten Stunde für den felsigen Pfad. Er ist mäßig steil und als roter Weg eingestuft. Also kein Spazierweg. An etlichen Stellen haben die Wegebauer Drahtseile gespannt. Ein Helm wegen neuer Steinschläge wird empfohlen. Zur Sicherheit für die Unsicheren.