Ursprünglich sollte Wigalds Schwimmerei „nur ein Jahr lang“ dauern. Doch das ist längst Geschichte. Mehr als 90 verschiedene Gewässer hat Boning inzwischen kennengelernt. Ob die Alster in Hamburg, die Elbe in Magdeburg, den Rhein in Köln, die Spree in Berlin, ein Eisloch im Zillertal und natürlich die vielen wunderbaren Seen im Großraum München. „Die Liste der beschwimmbaren Gewässer wächst“, flunkert Boning. „Ich fürchte, ich bin noch länger unterwegs.“
Der Ammersee gehört uns. Wir schwimmen schaukelnd und einträchtig nebeneinander. Im Bruststil. Die vermutlich kommunikativste Art des Schwimmens. „Beim Kraulen verwässern die Gespräche rasch.“ Arme, Beine, Bauch, Rücken, Hals und Kopf verfärben sich. Ein gesundes Rot. Das Mikrofon am Rekorder läuft weiter und zeichnet auf. Allerdings nicht auf „hohem See“, sondern am Steg. Die Windgeräusche sind extrem, das Wasser schwappt an die Holzbohlen, der Regen prasselt. Und wir schwimmen zur weißen Boje, ein Stück weiter hinaus auf den Ammersee. Das Wasser ist aufgewirbelt, knapp zehn Grad warm und trüb. Vom Ammerseer Kaulbarsch (diese Art gibt es nur hier) sehen Wigald und ich nix. „Aber er ist ein faszinierender Fisch“, findet der frühere Hobby-Angler von der Hunte im Oldenburger Land.
Heiße Schokolade „Zart-Zitter“
Wieder an Steg und Ufer ziehen wir uns um. Langsam beginnt das Frieren, das beim Kaltwasserschwimmen dazugehört und völlig normal ist. Wigald will meine Handynummer ins Telefon eintippen. „Ich glaube, das wird gerade nix“, zittert er mit blauen Lippen. Eine Visitenkarte tut es auch. „Wenn du wieder in Hamburg bist, meldest du dich einfach.“ „Auf jeden Fall“, erwidert Wigald, der neben seinem geliebten braunen Klapprad steht. In grüner Regenjacke. Gehört sich auch so. Als Werder-Bremen-Fan. „Dann könnte ich eine heiße Schokolade mitbringen“, schießt es mir durch den Kopf. Eine aus „Zart-Zitter.“ Diesen Kalauer verschweige ich, stattdessen einigen wir uns auf einen Hüttenabend im Gebirge, mit Zithermusik. Jetzt war ich mit Herrn Boning baden. Gerne wieder.